Maximale Eskalation

Bren­nen­de Wrack­tei­le, getaucht in oran­ge­far­be­nes Licht. Mehr ist nicht von der Wagen­ko­lon­ne des ira­ni­schen Gene­rals Qas­sem Sol­ei­ma­ni übrig­ge­blie­ben. Bei einem geziel­ten Droh­nen­an­griff auf die Wagen­ko­lon­ne des Kom­man­dan­ten der al-Quds-Bri­ga­den, töte­ten die USA nicht nur Sol­ei­ma­ni, son­dern auch sie­ben wei­te­re Per­so­nen, dar­un­ter den Anfüh­rer der ira­ki­schen Miliz PMF, Abu Mah­di al-Muhan­dis. Prä­si­dent Trump habe den Droh­nen­an­griff selbst ange­ord­net, hieß es aus dem Pen­ta­gon. Kurz davor hat­te Trump kom­men­tar­los das Bild einer US-Flag­ge auf Twit­ter geteilt. Aus­führ­li­cher äußer­te er sich erst Stun­den spä­ter: Sol­ei­ma­ni hät­te bereits vor Jah­ren „aus­ge­schal­tet“ wer­den sol­len. Das ist maxi­ma­le Eskalation.

Mit besorg­ter Span­nung wird nun die Reak­ti­on des Iran erwar­tet – und reagie­ren wird er. Der Obers­te Anfüh­rer des Iran, Ali Kha­men­ei, droh­te bereits mit schwe­rer Ver­gel­tung, doch wie die­se aus­se­hen wird, ist bis jetzt unklar. Auf­grund des weit­rei­chen­den Netz­werks an ira­ni­schen Pro­xys in der Regi­on – das von Gene­ral Sol­ei­ma­ni selbst auf­ge­baut wor­den war – ste­hen Tehe­ran vie­le ver­schie­de­ne Eska­la­ti­ons­schrit­te offen. So wäre bei­spiels­wei­se ein Angriff auf US-Trup­pen oder auch auf Ver­bün­de­te der USA im Nahen Osten denk­bar. Letz­te­res wür­de vor allem den Irak, Isra­el und auch Sau­di-Ara­bi­en betref­fen. So ist bei­spiels­wei­se mit dem Angriff auf die Ölver­ar­bei­tungs­an­la­ge in der sau­di­schen Stadt Abqaiq die Ver­letz­lich­keit der ölver­ar­bei­ten­den Indus­trie über­deut­lich geworden.

Maximum Pressure oder Racheaktion?

Ist die Tötung von Gene­ral Sol­ei­ma­ni ein Teil der Maxi­mum-Pres­su­re-Stra­te­gie der USA gegen­über dem Iran? Ist es Kal­kül, den Kon­flikt der­art zu eska­lie­ren, da man davon über­zeugt ist, dass der Iran kei­nen Krieg mit den USA ris­kie­ren will? Oder ist es eine Rache­ak­ti­on für den Angriff auf die US-Bot­schaft in Bagh­dad? All die­se Punk­te sind grund­sätz­lich plau­si­bel, wenn­gleich Donald Trump selbst eine „Wild Card“ dar­stellt. In einem Moment eska­liert er den Kon­flikt der Wor­te mit Nord­ko­rea, kurz dar­auf ver­han­delt er direkt mit Kim Jong-un. In einem Moment erklärt er, kei­nen Krieg mit dem Iran zu wol­len, im ande­ren tötet er einen hoch­ran­gi­gen ira­ni­schen Gene­ral und eska­liert maxi­mal. Es sind erra­ti­sche Stra­te­gien wie die­se, wel­che die USA unbe­re­chen­bar machen.

Trump weiß genau, dass er sich geziel­te Pro­vo­ka­tio­nen leis­ten kann. Kein Staat wird ernst­haft eine mili­tä­ri­sche Kon­fron­ta­ti­on mit den USA suchen, nur weil der US-Prä­si­dent eine Twit­ter-Feh­de beginnt oder auch die Ermor­dung eines hoch­ran­gi­gen Offi­zi­el­len in Auf­trag gege­ben hat. Doch genau das kann einen gefähr­li­chen Teu­fels­kreis ansto­ßen. Auf die geziel­te Tötung von Gene­ral Sol­ei­ma­ni muss der Iran reagie­ren. Sol­ei­ma­ni war für die ira­ni­sche Außen- und Sicher­heits­po­li­tik unver­zicht­bar. Er war es, der das weit­rei­chen­de Netz­werk an schii­ti­schen Mili­zen in der Regi­on auf­ge­baut hat, die ein zen­tra­ler Teil der Sicher­heits­po­li­tik des Iran sind. Die poli­ti­sche Füh­rung in Tehe­ran kann den Ver­lust Sol­ei­ma­nis nicht ein­fach ohne Wei­te­res kom­pen­sie­ren. Eine Reak­ti­on des Iran muss die­ser neu­en Eska­la­ti­ons­stu­fe ent­spre­chen – wenn die­se Reak­ti­on aber eine ent­spre­chen­de Gegen­re­ak­ti­on der USA nötig macht, wird mög­li­cher­wei­se ein Teu­fels­kreis in Gang gesetzt, der leicht in einer mili­tä­ri­schen Kon­fron­ta­ti­on enden könn­te, ohne, dass die Betei­lig­ten das wollen.

Iran muss reagieren

And that’s now the pro­blem Iran faces. I do not know of a sin­gle Ira­ni­an who was more indis­pensable to his government’s ambi­ti­ons in the Midd­le East. From 2015 to 2017, when we were in the heat of the fight­ing against the Isla­mic Sta­te in both Syria and Iraq, I would watch Sol­ei­ma­ni shut­tle back and forth bet­ween Syria and Iraq. When the war to prop up Bas­har al-Assad was going poor­ly, Sol­ei­ma­ni would lea­ve Iraq for Syria. And when Ira­ni­an-backed militi­as in Iraq began to strugg­le against the Isla­mic Sta­te, Sol­ei­ma­ni would lea­ve Syria for Iraq.

Andrew Exum, The Atlan­tic

Viel hängt jetzt davon ab, wie der Iran auf die­se Pro­vo­ka­ti­on reagie­ren wird. Bereits zuvor haben die USA als Reak­ti­on auf den Angriff auf die US-Bot­schaft in Bagh­dad eine Ein­greif­trup­pe in Stär­ke von 750 Mann nach Kuwait ent­sen­det. Die­se könn­te auf bis zu 3.000 Mann auf­ge­stockt wer­den. Bedeu­tet das, es kommt zu einem neu­er­li­chen Krieg in der Regi­on? Eines ist sicher: die­ser Kon­flikt, die­se maxi­ma­le Eska­la­ti­on ist der Sta­bi­li­tät der Regi­on eher nicht förderlich.

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