Das Ziel heißt Mosul

Kurz vor Jah­res­en­de gelang der ira­ki­schen Armee ein gro­ßer Erfolg gegen den soge­nann­ten „Isla­mi­schen Staat“. Obwohl Split­ter­grup­pen des IS noch ver­ein­zelt Wider­stand leis­ten, konn­ten ira­ki­sche Trup­pen die Stadt Rama­di befrei­en. Nach der erfolg­rei­chen Ver­tei­di­gung von Kobanê ist die Befrei­ung von Rama­di bereits der zwei­te grö­ße­re Erfolg gegen die Isla­mis­ten. Doch der Kampf gegen den IS ist noch nicht been­det, obwohl sich der ira­ki­sche Pre­mier­mi­nis­ter Hai­dar al-Aba­di sie­ges­ge­wiss zeig­te: „We are coming to libe­ra­te Mos­ul and it will be the fatal and final blow to Daesh“.

Mos­ul, die zweit­größ­te Stadt des Irak, wur­de vor mehr als einem Jahr vom IS erobert – und das, obwohl 30.000 Mann der ira­ki­schen Armee in der Stadt sta­tio­niert waren. Die­se stan­den einer Trup­pe von gera­de ein­mal 1.500 IS-Kämp­fern gegen­über und zogen sich den­noch zurück. Seit­her regiert in Mos­ul der „Isla­mi­sche Staat“. Die­ses Deba­kel kos­te­te dem dama­li­gen Pre­mier­mi­nis­ter Nuri al-Mali­ki das Amt, doch die Herr­schaft des Ter­rors been­de­te das nicht.

Der Horror bringt saubere Straßen

In einem vom Bür­ger­krieg gezeich­ne­ten Land, das von star­ken poli­ti­schen Dif­fe­ren­zen und Sek­tie­rer­tum geprägt ist, in dem die Regie­rung nicht dazu in der Lage ist, die Grund­be­dürf­nis­se ihrer Bevöl­ke­rung zu erfül­len, ist es für die Extre­mis­ten des Isla­mi­schen Staats schein­bar ein Leich­tes, mit rela­tiv ein­fa­chen Ver­wal­tungs­maß­nah­men die Loya­li­tät der Bevöl­ke­rung gewis­ser­ma­ßen zu erkau­fen – zumin­dest am Anfang.

The admix­tu­re of strict rule, ter­ror, and the crea­ti­on of infra­struc­tu­re has been a hall­mark of ISIS gover­nan­ce else­whe­re in its domain. It’s a model that will be excee­din­gly dif­fi­cult to dislodge.

Adam Chand­ler, The Atlan­tic

Für den Irak bedeu­tet das, dass die Rück­erobe­rung Mos­uls kei­ne leich­te Auf­ga­be wird, ganz im Gegen­teil. Die Untä­tig­keit des Irak gab den Jiha­dis­ten jedoch die Mög­lich­keit, Rama­di zu erobern und so gleich­zei­tig ihre Posi­ti­on in Mos­ul zu kon­so­li­die­ren. Mitt­ler­wei­le wird ihre Trup­pen­zahl in der nord­ira­ki­schen Stadt auf ca. 12.000 geschätzt. Doch die Lage ist heu­te eine ande­re als noch im Som­mer 2014. Der Rück­halt der loka­len Bevöl­ke­rung in Mos­ul ist geschwun­den und die Rück­erobe­rung Rama­dis hat nicht zu unter­schät­zen­de posi­ti­ve Aus­wir­kun­gen, ins­be­son­de­re in psy­cho­lo­gi­scher Hinsicht.

Mos­ul zurück­zu­er­obern wird den­noch alles ande­re als ein­fach. Die ira­ki­sche Armee steht in Mos­ul vor einem Kampf im urba­nen Gelän­de und selbst, wenn es den Ira­kern gemein­sam mit den Kur­den im kom­men­den Jahr gelin­gen soll­te, die dann letz­te gro­ße Stel­lung des IS im Irak zurück­zu­er­obern, wird der IS immer noch ein rie­si­ges Gebiet zwi­schen dem Irak und Syri­en kon­trol­lie­ren. Nicht zu ver­ges­sen: die Isla­mis­ten kon­trol­lie­ren immer noch die Stadt Fallujah.

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