Die irakische Armee ist ein Scherbenhaufen

Die ira­ki­sche Armee hat ein­drucks­voll gezeigt, wie es nicht geht: Gera­de ein­mal 1.500 Jiha­dis­ten des so­genannten „Isla­mi­schen Staats“ schlu­gen 30.000 ira­ki­sche Sol­da­ten, die in der nord­ira­ki­schen Stadt Mos­ul sta­tio­niert waren, in die Flucht. Dabei lie­ßen sie teil­wei­se schwe­res Gerät in der Stadt zurück. Das war vor exakt einem Jahr. Seit die­sem Zeit­punkt steht Mos­ul unter Kon­trol­le des IS. Der Fall Mos­uls sorgt in der ira­ki­schen Innen­po­li­tik nach wie vor für Ver­wer­fun­gen, der ehe­ma­li­ge Pre­mier­mi­nis­ter Nuri al-Mali­ki gilt als Haupt­ver­ant­wort­li­cher für das Deba­kel. Die­ser hin­ge­gen ver­mu­te­te ein Kom­plott gegen sei­ne Per­son. Genutzt hat ihm das nichts: Im August 2014 muss­te Mali­ki die Ver­ant­wor­tung für den Fall Mos­uls über­neh­men und als ira­ki­scher Pre­mier zurück­tre­ten.

Militärberater sollen es richten

Seit 2014 hat es aller­dings kei­ne nen­nens­wer­ten Fort­schrit­te im Kampf gegen den IS gege­ben, mit der Aus­nah­me der Rück­erobe­rung von Tikrit im März und April. Wich­ti­ge ira­ki­sche Städ­te, allen vor­an Mos­ul, Rama­di und Fal­lu­jah ste­hen aller­dings nach wie vor unter der Kon­trol­le der Jiha­dis­ten. In Reak­ti­on dar­auf beschloss Prä­si­dent Oba­ma, 450 US-Mili­tär­be­ra­ter in den Irak zu ent­sen­den – zusätz­lich zum US-ame­ri­ka­ni­schen Mili­tär­per­so­nal, das sich bereits im Irak befin­det, etwa 3.000 Mann. Doch deren Erfolg ist frag­lich, immer­hin hat­ten die USA bereits in der Ver­gan­gen­heit mas­siv in die Aus­bil­dung der ira­ki­schen Streit­kräf­te inves­tiert. Die­se Aus­bil­dungs­pro­gram­me schie­nen aber kaum Wir­kung zu zei­gen – die iraki­sche Armee ist schein­bar weni­ger schlag­kräf­tig als jemals zuvor.

Doch es kann schwer­lich argu­men­tiert wer­den, dass ledig­lich 450 zusätz­li­che Mili­tär­be­ra­ter die Armee auf Vor­der­mann brin­gen wer­den. Die Schwä­che der ira­ki­schen Streit­kräf­te liegt auch dar­in begrün­det, dass ihr prak­ti­sche Kampf­erfah­rung fehlt. Dar­über hin­aus wur­den unter Nuri al-Mali­ki vie­le erfah­re­ne, sun­ni­ti­sche Stabs­of­fi­zie­re aus dem Mili­tär­dienst ent­las­sen und durch jün­ge­re, uner­fah­re­ne­re, aber schii­ti­sche Offi­zie­re ersetzt. Zudem ist der IS kein Geg­ner, der ein­fach zu besie­gen wäre, ganz im Gegen­teil. Die Jiha­dis­ten nut­zen nicht nur hybri­de und asym­me­tri­sche Tak­ti­ken, sie haben außer­dem Ver­bin­dun­gen zu ehe­ma­li­gen Baath-Offi­zie­ren, die sich nach dem Sturz Sad­dam Hus­s­eins und der Auf­lö­sung der ira­ki­schen Armee durch die USA im Unter­grund orga­ni­siert hatten.

Koalition gegen IS verbreitern

Es wäre wesent­lich sinn­vol­ler, die Koali­ti­on gegen den IS mög­lichst breit auf­zu­stel­len und nicht nur den Iran, son­dern auch sun­ni­ti­sche Stäm­me in der Anbar-Pro­vinz ernst­haft in den Kampf gegen den IS ein­zu­bin­den. Dies wür­de ihn nicht nur stra­te­gisch schwä­chen, son­dern auch die USA mili­tä­risch ent­las­ten. Dies wäre sicher­lich nicht ein­fach und wür­de ein enor­mes Maß an Prag­ma­tis­mus aller Betei­lig­ten erfor­dern – doch die Basis des IS in Anbar zu schwä­chen könn­te leicht den Schlüs­sel zum Erfolg darstellen.

Bild: Dvids­hub, CC BY 2.0, kei­ne Ände­run­gen vorgenommen

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