Gaddafi – und dann?

Zu Beginn des Bür­ger­kriegs in Liby­en hät­te wohl nie­mand gedacht, dass die­ser mit dem Sturz des Dik­ta­tors enden wür­de. Doch heu­te ist es soweit: die Rebel­len ste­hen vor der Haupt­stadt Tri­po­lis. Gad­da­fi selbst wirkt bes­ten­falls ver­wirrt, in Anbe­tracht sei­ner Durch­hal­te­pa­ro­len. Doch bereits jetzt ist klar: Der künf­ti­ge Staats­chef von Liby­en wird nicht mehr Muammar Gad­da­fi hei­ßen. Unbe­strit­ten ist, dass die Auf­stän­di­schen dies ohne tat­kräf­ti­ge Unter­stüt­zung der NATO kaum erreicht hät­ten. Ohne die Ein­rich­tung einer Flug­ver­bots­zo­ne und die Bom­bar­die­rung von Gad­da­fis Stel­lun­gen sei­tens der NATO wären die Rebel­len zwei­fel­los unter­le­gen gewesen.

Nichts­des­to­trotz stellt Gad­da­fi gegen­wär­tig nicht mehr das drän­gends­te Pro­blem dar, selbst dann, wenn sei­ne Herr­schaft wider Erwar­ten nicht in den nächs­ten Stun­den enden soll­te. Ähn­lich wie in Ägyp­ten und Tune­si­en wirft die aktu­el­le Situa­ti­on die Fra­ge auf, wie sich Liby­en nach Gad­da­fis Sturz ent­wi­ckeln wird. Wel­che Par­tei wird die Macht ergrei­fen? Wel­che Ideo­lo­gie wird das neue, offi­zi­el­le Liby­en ver­tre­ten? Ver­sinkt es im Cha­os oder ent­wi­ckelt es sich in Rich­tung einer soli­den Demo­kra­tie? Die Rebel­len sind sie­ges­si­cher, doch mar­kiert ein Sieg über Gad­da­fi erst den Beginn einer Ent­wick­lung in Rich­tung einer Demokratie.

Für die liby­sche Bevöl­ke­rung kann man nur auf eine Sta­bi­li­sie­rung des Lan­des sowie eine Ent­wick­lung in Rich­tung Demo­kra­tie hof­fen. Es wäre aller­dings naiv, zu glau­ben, dass ver­schie­dens­te Grup­pie­run­gen nicht ver­su­chen wür­den, ihre Inter­es­sen not­falls auch mit Gewalt durch­zu­set­zen. Doch eine neu­er­li­che inter­na­tio­na­le Ein­mi­schung wür­de Gefahr lau­fen, radi­ka­le Kräf­te zu bestär­ken, die aus­län­di­schen Ein­fluss ableh­nen. Es hängt dem­nach viel davon ab, ob und wie stark der Natio­na­le Über­gangs­rat und ande­re poli­ti­sche Grup­pie­run­gen die Nach­kriegs­ord­nung ernst­haft beein­flus­sen kön­nen werden.

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